Konzept

Wunderkammer Naturalia / Artificialia ist Titel und konzeptuelle Klammer einer Ausstellungsreihe in Bad Cannstatt. Abseits von für die Kultur bereits erschlossenen Orten bringt die Wunderkammer in der Badstraße zeitgenössische Kunst in den öffentlichen Raum: bespielt werden die vier Schaufenster des traditionsreichen ehemaligen Bettenhauses „Betten Fischer“. 

Der Titel der Reihe nimmt Bezug auf die ab dem 14. Jahrhundert in Europa entstehenden repräsentativen Sammlungen, welche die Wunder der damaligen Welt in sich vereinten und dabei keine Unterscheidung trafen zwischen Kunst und Handwerk, zwischen entdeckten Naturalien und erschaffenen Artefakten. Raritäten und Kuriositäten aus aller Welt sollten die Betrachter in Staunen versetzen und dienten gleichzeitig der Demonstration von Macht und Reichtum.

In diesem Vorläufer musealer Präsentation hat die Praxis des Ausstellens ihren Anfang. Wunderkammer Naturalia / Artificialia ist somit auch als Versuch zu begreifen, Geschichte und Gegenwart einer Praxis kritisch zu befragen, die von Beginn an eine der (auch gewalttätigen) materiellen und kulturellen Aneignung ist (deren koloniales Erbe beispielsweise nach wie vor unsere Völkerkundemuseen füllt).

Gleichzeitig ist Wunderkammer Naturalia / Artificialia daran interessiert, die Wertmaßstäbe und Hierarchien dessen, was als ausstellungswürdig erachtet wird, zu reflektieren – vom unterschiedslosen Nebeneinander der Preziosen des Kuriositätenkabinetts hin zur üblichen strikten Trennung von Kunst, Handwerk, Naturkunde in den Museen der Gegenwart.

So zeigen zwei der eingangs erwähnten Schaufenster in versetztem Rhythmus aktuelle Positionen junger zeitgenössischer Künstler*Innen, die sich in ihren künstlerischen Beiträgen im Spannungsfeld zwischen Naturalia und Artificialia bewegen und diese Spannung somit nicht nur in der jeweiligen Arbeit selbst behandeln, sondern auch im Dialog mit den anderen präsentierten Positionen.

Das dritte Fenster ist explizit den „Naturalien“ gewidmet und wächst Stück um Stück mit von den KünstlerInnen hinterlassenen Naturobjekten. Das vierte Fenster schließlich ist selbst Wunderkammer: von der Besitzerin des vormaligen Bettenhauses immer wieder neu bestückt und arrangiert, operiert diese Sammlung unabhängig und gehorcht ihrer eigenen Logik.

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