In künstlerischer Zusammenarbeit mit: Camilo Bojaca and Nicolas Vicaino – Diorama Malerei, Alse Design – Kostüm
Anhand einer Studie über einen Schwarm wilder Amazonaspapageien, die seit 1984 im Großraum Stuttgart – zwischen Bad Cannstatt und dem Schloss Rosenstein – gesichtet wurden, entwickelt das Kollektiv Schwäbische Amazonen (gegründet von Carlos „Marilyn“ Monroy) eine Ausstellung die sich “freiwilliger” und unfreiwilliger Migration widmet.
Das Bild des Papageis wird als rhetorische Figur eingesetzt um die Folgen des europäischen Kolonialismus aufzuzeigen. Die außergewöhnliche Anpassung und das Überleben des Stuttgarter Papageis wird zur Metapher für die kulturelle Verdrängung der lateinamerikanischen (und anderer „tropischer“) Einwanderergemeinschaften in Deutschland. Diese Parallele ermöglicht es, einen kreativen Dialog darüber zu führen, wie beide Siedler, Papageien wie Menschen, ihre Schwierigkeiten überwinden. Eine Gelegenheit, die missbräuchliche Verwendung des Papageis als exotisches, extravagantes und stereotypes Symbol der lateinamerikanischen Kultur zu hinterfragen, welches bis heute eine extrem koloniale Sichtweisen des Andersseins reproduziert. Darüber hinaus erlaubt das Thema, die direkten Folgen der menschlichen Eingriffe in die Natur und die Tierwelt seit Zeiten des Kolonialismus aufzuzeigen, deren Auswirkungen auf Ökosysteme in Europa und Amerika unumkehrbar sind.
Der Problematik wird sich hier aus drei Perspektiven angenähert. Zunächst werden wissenschaftliche Fakten über die Papageien und ihr Verhalten im Stuttgarter Szenario bereitgestellt; Bilder der Papageien als koloniale Symbole erweitern die breit gefächerte Studie, die angeblich die lateinamerikanische Kultur repräsentieren. Es handelt sich dabei um eine Revision des Papageienbildes, angefangen bei der heraldischen Symbolik bis hin zu moderneren Darstellungen wie Ze Carioca, Disneys beliebter Papageienfigur, die einen faulen, ruinierten, aber unbekümmerten Brasilianer repräsentiert. Zuletzt werden die bizarren Beziehungen aufgedeckt, die die europäische Kultur zu Papageien aufgebaut hat, durch ihre Haltung als Haustiere oder durch die Verwendung ihres Fleisches oder ihrer Federn als Symbole für Reichtum, Exotik und Sexualität. Gleichermaßen wird der Umgang mit menschlichen Migrant*Innen thematisiert, mit Augenzwinkern eine Sprache geschaffen, welche die Rohheit der Migration und die Folgen der Kolonialisierung vermittelt
Mit freundlicher Unterstützung von CURRENT – KUNST UND URBANER RAUM, MINISTERIO DE CULTURA Y COLOMBIA, Akademie Schloss Solitude, Kulturamt Stuttgart, LBBW Stiftung, Rosspartner Werbetechnik, Ritter Sport, gefördert im Impulsprogramm „Kultur nach Corona“ des Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg