Rückblickend betrachtet sind die beiden Videos Gedankenspiele der »Relativität« und einem Durcheinander von Maßstäben. Damals ärgerte ich mich über das allgegenwärtige „Arbeiten mit dem Raum“, da alles – also auch Kunst – indirekt immer mit irgendeinem Raum zu tun haben. Die phänomenologische Verkürzung von Raum als Ort der Erfahrungen, der sich durch Gestaltung wandelt, klingt für mich wie die nette Umschreibung einer invasiven Kontrolle, die Ort und Erfahrungen bestimmt. Dabei ist dieses Klein-Klein, dafür immer neue Fallbeispiele finden zu wollen, im Grunde Hütchenspielerei:
Im Raum der Ausstellung muss noch ein zweiter Raum herangezogen werden, sodass die Ausstellung sozusagen aus der Interaktion beider Räume besteht und die Ausstellung der Videos so auch ihr Eingebettetsein in einen anderen – größeren – Raum widerspiegelt. Denn ursprünglich waren beide Videos Teil einer anderen – größeren – Arbeit mit dem Titel Eine Archäologie des Kommenden, und so ergibt sich in dieser Relation – dadurch, dass ich für diese Videos nur das Skript geschrieben und Bilder recherchiert habe, die Kreation und Animation jedoch glücklicherweise von Florentine Bofinger übernommen wurde – noch eine weitere Verbindung.
Indem in den Videos Dinge ganz unterschiedlicher Skalen in denselben, sozusagen „virtuellen“ Raum gesetzt werden – die Pillars of Creation & die Erde oder das Urschildkrötenfossil von „Pappochelys rosinae“ & die Supernova „SN2006gy“ – imitieren sie das Hütchenspiel.
Eine Lust, die auch ChatGPT versteht:
User: Write 2 or 3 sentences about the similarities of the fossile Pappochelys Rosinae and the supernova SN2006gy.
AI: The intriguing similarity between these seemingly unrelated entities lies in their chronological proximity. Both Pappochelys Rosinae and the supernova SN2006gy share a time separation of 240 million years. Despite existing in vastly different realms, this shared temporal bond draws attention to the interconnectedness of cosmic events across immense time scales.
(Die verblüffende Ähnlichkeit zwischen diesen scheinbar nicht verwandten Objekten liegt in ihrer zeitlichen Nachbarschaft. Sowohl Pappochelys Rosinae als auch die Supernova SN2006gy haben einen zeitlichen Abstand von 240 Millionen Jahren. Obwohl sie in sehr unterschiedlichen Räumen existieren, lenkt dieses gemeinsame zeitliche Band die Aufmerksamkeit auf die Verflechtung kosmischer Ereignisse über immense Zeitskalen hinweg.)
Alexander Sowa