Anlässlich von CURRENT – Kunst und Urbaner Raum ergänzte Ella den Elzen die Sammlung von in der Natur gefundenen Objekten der Künstler*Innen der vorangegangenen Ausstellungen in WUNDERKAMMER – NATURALIA I ARTIFICIALIA um ein Kunstwerk
Belüftungs-, Bewässerungs- und Luftbefeuchtungssysteme regulieren die fälschlichen Bedingungen des Botanischen Gartens. In seinem mit Glas ummantelten schmiedeeisernen Skelett offenbart das metallische, gedämpfte Summen der Maschinen die Kunstfertigkeit, dass tropische Pflanzen ohne solche Kontrolle nicht überleben würden – denn sie wurden in Länder gebracht, die viel zu kalt, zu dunkel, zu grau dafür sind sie am Leben zu halten. Im Botanischen Garten wurden Pflanzen nicht nur wegen ihres ästhetischen Werts sondern auch aus Profitgründen gesammelt.
Pflanzen haben eine Standort- und Beziehungsgeschichte, die bereits vor der Kolonisierung existierte. Diese Narrative sind gegenüber ihrem Wert als Waren im Kapitalismus zweitrangig geworden. Die Verwendung von Pflanzen für medizinische Heilmittel, Rezepte und Rituale ist zwar durch mündliche Überlieferungen und verkörpertes Wissen bekannt, wurde jedoch durch ihre systematische Sammlung und Katalogisierung ersetzt.
Insbesondere mit dem Berliner Botanischen Garten als Standort wurde das Ziel verfolgt in die deutschen Kolonien vorzudringen und Exemplare für die Pflanzensammlung aus diesen herauszuholen. Viele, der für die lokale Öffentlichkeit ausgestellten tropischen Arten – Waren wie Kaffee, Kakao, Palmen und Teakholz – wurden als Mittel zur Rechtfertigung des deutschen Imperialismus im heutigen Ruanda, Burundi und in Teilen Tansanias
und Mosambiks (dem ehemaligen Deutsch-Ostafrika) als auch in Namibia (das ehemalige Deutsch-Südwestafrika), Togo und Kamerun verwendet. Insbesondere in Kamerun fungierte der Botanische Garten Limbe als landwirtschaftliches Testgelände zur Analyse und Untersuchung der Lebensfähigkeit wirtschaftlich lukrativer Pflanzen. Ein Großteil dieser Arbeit wurde von afrikanischen Botanikern durchgeführt, deren Namen und Leistung durch die Namen deutscher Wissenschaftler ersetzt wurden, denen der wachsende Reichtum der Nation durch die Anhäufung und Verteilung natürlicher Güter zugeschrieben wurde. Der Raum des Botanischen Gartens ist untrennbar mit dem Raum der Plantage verbunden, auf dessen Grundlage der im Garten durchgeführten Forschungen später Monokulturen angelegt wurden.
The trouble with disorderly detail zeigt die Gewalt des Botanischen Gartens als sogenannten Ort des Wissens auf und wie dieser untrennbar mit Kapital, Land und Eigentum verbunden ist. Die Aufzeichnungen der Archive sind Lügen, das wissen wir inzwischen. Um es mit den Worten von Saidiya Hartman zu sagen bietet Klang einen Weg „kritischer Fabulation“, welche die Gewalt des Archivs nicht in Einklang bringen kann, aber sie bietet uns einen Zugang: eine Methode, das koloniale Narrativ in Frage zu stellen, durch die Fragmente zu dringen und die Art und Weise, wie wir ihnen begegnen, zu verändern. Die Poetik wendet sich gegen das Papier als eine Form der Verweigerung.
Diese Arbeit wurde großzügig vom Canada Council for the Arts unterstützt
Mit Dank an die Freie Universität Berlin, Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin, Wissenschaftshistorische Sammlung
Mit freundlicher Unterstützung von CURRENT – KUNST UND URBANER RAUM, Akademie Schloss Solitude, Kulturamt Stuttgart, LBBW Stiftung, Rosspartner Werbetechnik, Ritter Sport, gefördert im Impulsprogramm „Kultur nach Corona“ des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg