Symposion

Dirk Reimes

2018 | Installation, Maße variabel (Schaumstoff-Frottee-Objekte, Zement-Keramik-Objekte, Früchte, Audio) | 12.11.2022 - 07.01.2023

Beim ursprünglichen griechischen Symposion wurde ordentlich gezecht. Aber nicht nur: es wurde gegessen, getanzt, gesungen, philosophiert. Man genoss leibliche wie intellektuelle Freuden, in und als Gemeinschaft. Darin spiegelte sich jedoch auch eine äußerst patriarchale Gesellschaft: geladen waren nur freie Bürger – also Männer. Frauen (und männliche Sklaven) sorgten für Bewirtung und Unterhaltung und dienten den Teilnehmern als Objekte sexuellen Vergnügens. 

Dieses Symposion hingegen will offen, egalitär, spielerisch, kollektiv sein. Rituelle Bestandteile sind, wie beim griechischen Symposion, bestimmte Möbel und Trinkgefäße. Die Frottee-Objekte erinnern an griechische Säulen, sind aber aus gebrauchten Handtüchern gefertigt – weich, bunt und flauschig statt hart, standhaft, männlich. Die Keramik-Objekte bestehen aus Bruchstücken alter Becher und Tassen, zwischen denen eine Masse hervorquillt, die sich im Inneren als faltig aufgeworfene, feucht glänzende Haut zeigt. Das Ausgangsmaterial stammt von Freunden und Bekannten des Künstlers – so tragen die Objekte den kollektiven Gedanken in sich und verweisen gleichzeitig, als Dinge alltäglichen Körperkontakts, auf die leibliche, sinnliche Seite des Symposions.

Als utopische Idee wartet dieses neue Symposion auf seine Verwirklichung – das Audio imaginiert eine meditative Reise dorthin und darüber hinaus, bis in eine spekulative Zukunft, in der das Individuum samt seiner Geschlechtlichkeit im Kollektiv aufgeht: in einer „globalen Schleimhaut“.

Die Arbeiten von Dirk Reimes nehmen ihren Anfang in Erlebnissen, Beobachtungen, Fundstücken eines vordergründig unscheinbaren Alltags. In dessen Abläufen und Strukturen sind wir alle miteinander verwickelt und verwoben – als Konsumenten, Arbeitnehmer, Liebende. Was sich in Dirk Reimes‘Arbeiten manifestiert, ist nicht allein das Befragen der eigenen Identität, sondern immer auch ihrer sozialen Verfasstheit. Was macht uns als soziale Wesen, was macht uns als Menschen aus? Diesen Fragen geht Dirk Reimes nach, mit Humor, Poesie und Selbstironie.

https://www.dirkreimes.de