alles hinter sich lassen

Anna Raczynska

2023 | Raumbezogene Installation | 08.04. – 03.06.2023

Anna Raczynska, 1990 in Bielsko-Biala, Polen geboren, studierte Bildhauerei an der Eugeniusz Geppert Kunstakademie in Breslau (2010 – 2015) und Medienkunst an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig (2018 – 2021). Seit ihrem Abschluss ist sie als freischaffende Künstlerin tätig, u.a gefördert durch internationale Residencies in Frankreich, den Niederlanden, der Slowakei, in Bulgarien. Sie arbeitet seit Oktober 2021 als künstlerische Mitarbeiterin an der HGB Leipzig und leitet gemeinsam mit Prof. Joachim Blank die Klasse für Installation und Raum.

Raczynska gehört zu einer jungen Generation polnischer Künstler:innen. Ihre Arbeit umfasst Objekte, Bilder, Skulpturen und installative Werke. Raczynska greift in ihrer Formensprache oft auf alltägliche Gegenstände zurück, die sie durch Modifikation von Form, Materialität und Größe entkontextualisiert. Neben ironischen Gestus sind formale und inhaltliche Auseinandersetzungen mit dem Material wesentliche Aspekte ihrer Arbeit. Das Ziel jeder Ausstellung ist es, eine eigene Erzählung zu schaffen. Zweifellos spielt Raczynska bewusst mit der Materie und bezieht sich vor allem auf die Eigenheiten des Ortes, an dem sie arbeitet. Ihre Kunstinstallationen sind eine Form des Spiels, das die Künstlerin deformiert/manipuliert, um ihren Werken eine unerwartete Wendung zu geben.

Als Künstlerin widmete sie sich zunehmend gesellschaftlich relevanten Themen und stellte damit auch direkte autobiographische Bezüge her: Themen – die insbesondere in Polen durch die fortdauernde Transformation der ehemals sozialistischen Strukturen in den neoliberalen Kapitalismus für gesellschaftliche Brisanz sorgen.

Widersprüche wie „Ost versus West“ oder „Provinz trifft Stadt“ waren sowohl formaler als auch inhaltlicher Auslöser der Auseinandersetzung mit den Materialien der Installation. Als Anspielung auf diesen Konflikt wird die Frage aufgeworfen, wie wir heute unseren gesellschaftlichen Status messen und inwieweit dies mit unserer Herkunft zusammenhängt.

Es geht um die Lebenswirklichkeit vieler Osteuropäer – ob als Pfleger oder Metzger – die mit einem Pendelleben zwischen Ost und West ihre wirtschaftliche Existenz fernab der Heimat dauerhaft bestreiten müssen, um ihren sozialen Status zu verbessern.

Der Status einer Person spielt nicht nur in der polnischen Kultur eine wichtige Rolle, sondern auch auf der ganzen Welt. Was sich jedoch geändert hat, sind die Medien, Bilder und Symbole, die wir verwenden, um unseren Reichtum und unser Kapital zu veranschaulichen.

www.annaraczynska.com
@anna.steinherz