Bunker für ein tropisches Pixel

Tatyana Zambrano

2024 | Videoanimation 3D, Malerei und Objekte. | 27.04. -01.08.2024

Konzept, Recherche, Editing: Tatyana Zambrano
3D-Animation: Hernán Rodríguez
Text: Beatrice Zaidenberg
Ton: Eduardo Noya
Stimme: Deepika Arwind

Der Oktopus wird zum Protagonisten in Tatyana Zambranos Forschung über die Hyper-Tropisierung von Wassererlebnisparks in Europa. Während eines Stipendienaufenthalts in Deutschland untersuchte sie die Transformation tropischer Pixel in Videospielen. Dabei betrachtet sie die Landschaftsästhetik, deren Darstellung und Qualität über die Geschichte der Videospiele hinweg. Im Digitalen wird Lateinamerika zu einem räumlich modellierten und stereotypen Territorium, indem die Erzählung sie als Konsumlandschaften kontextualisiert. Diese sind räumliche, kulturelle und historische Konstruktionen, die einem bestimmten Narrativ Bedeutung verleihen, welches die Erweiterung einer Realität urbaner Räume darstellt. Sie sind umfassend, immersiv und suggestiv, können aber auch pervers sein, wie Claudio Rossi schreibt.

Das Bild der Tropen hat die Europäer schon immer fasziniert. Sie haben versucht, die lateinamerikanischen Tropen nach ihren eigenen Bedürfnissen und Interessen umzugestalten und den Äquatorgürtel der Welt als kolonialen Ergänzungsraum zu begreifen.

Diese Fetischisierung hält an. Doch anstatt sich auf den Äquator zu beschränken, wird diese Fantasie in den Abenteuerparks der nördlichen Hemisphäre simuliert. Wie Paolo Bianchi zusammenfasst: „Die Tropen sind überall. Sie konkurrieren sogar mit den tatsächlichen Tropen“.

Indem sie das Bild der Tropen in den digitalen Raum ausdehnt, gibt Tatyana Einblicke in den posttropischen Ego-Existenzialismus und seine Auswirkungen auf unsere Beziehung zu den Tropen in Zeiten des Klimakollapses. Die Ausstellung bietet ein humorvolles und düsteres Szenario der Möglichkeit, seinen eigenen digitalen Bunker zu bauen, der nicht an ein Land oder eine Kultur gebunden ist. Er kann über Firewalls hinweg als sinnliches tropisches Lebensgefühl kultiviert und vermarktet werden, isoliert von Zweifeln und Krisen. Kürzlich begann Mark Zuckerberg mit dem Bau eines unterirdischen Bunkers auf Kauai und profitierte dabei von dem Angebot der Verwaltung, den Bewohnern Steuererleichterungen für den Bau sicherer Räume zu gewähren. Könnte dies auch für Abenteuerparks gelten, als Bunker für Illusionen? Aber wie jede Illusion hat auch diese Schlupflöcher. In diesem Fall sind die Räume zwischen den Pixelbunkern Leerräume, Daten, die von großen Unternehmen verschlüsselt bleiben.

Text: Beatrice Zaidenberg, Übersetzung: Jan Nicola Angermann